Der langjährige Bundesliga-Trainer Ewald Lienen, aktuell Technischer Direktor des Zweitligisten FC St. Pauli, hat in einer Talkrunde des Pay-TV-Senders Sky in Hamburg mit dem deutschen Fußball und der Nachwuchstrainer-Generation abgerechnet. Auslöser von Lienens Brandrede ist das frühe Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Russland.
Lienen erklärte, er habe gehofft, dass das DFB-Team in der Vorrunde ausscheiden würde, da die Mannschaft seit dem Gewinn des Titels arrogant aufgetreten sei: „Sie haben es nicht besser verdient. Das Gesamt-Kunstwerk war erbärmlich. Ich habe mich für Deutschland geschämt. Wir haben so viele Fußballer wie Kroatien und Uruguay Einwohner. Aber wir sind nicht in der Lage, Weltklasse-Spieler zu produzieren.“
Lob von Lienen für Schalkes U19-Trainer Elgert
Eine Ursache für das schlechte Abschneiden des deutschen Fußballs auch in den internationalen Klub-Wettbewerben sieht Lienen in der Nachwuchsarbeit der Klubs. Damit meinte er vor allem die Generation der jungen Trainer um Julian Nagelsmann (1899 Hoffenheim), Domenico Tedesco (FC Schalke 04) und Hannes Wolf (momentan vereinslos). "Es geht darum, mit 30 Jahren Bundesliga-Trainer zu werden. Die Individualität der Spieler bleibt auf der Strecke. Die besten Jugend-Trainer sind die, die das über 15 Jahre im gleichen Rahmen machen. Wie Elgert bei Schalke. Der hat die ganzen Weltklasse-Spieler wie Özil, Neuer und Sané herausgebracht."
Den aktuellen Schalker Trainer Tedesco sprach Lienen sogar persönlich an. „Ich mag den Domenico ja. Aber nach einem halben Jahr in der 2. Liga ist der Bundesliga-Trainer. Dann macht er es wie Mourinho und stellt 18 Mann vor den Strafraum. Das ist der Tod des Fußballs.“
Tedesco hatte von 2013 bis 2017 Jugendmannschaften beim VfB Stuttgart (2013 bis 2015) und 1899 Hoffenheim (2015 bis 2017) trainiert und war Bester des Fußballlehrer-Lehrgangs. Dann übernahm er im März 2017 den Zweitligisten Erzgebirge Aue und schaffte den Klassenerhalt. Nur drei Monate später unterschrieb er einen Vertrag auf Schalke.